08.09.2014

Hamburger Hochbahn AG führt Betriebshof-Management-System ein

Auszug aus "Stadtverkehr", Ausgabe September 2014

Eine Millionenstadt mit Millionen von Touristen braucht einen funktionierenden Personennahverkehr, der auch außergewöhnliche Anforderungen erfüllt. Um Vorreiter in etlichen Technologien zu sein, ist eine Organisation ohne informationstechnologische Unterstützung nicht denkbar. Und die muss bereits auf den Betriebshöfen beginnen, etwa mit einem modernen Betriebshof-Management-System (BMS). [...]

Dr. Heinrich Böse, verantwortlich für die Systemplanung und Technik im Bereich Busbetrieb, berichtet: „Die Planung für das reibungslose Funktionieren des Busbetriebs mussten die Disponenten bis vor kurzem noch von Hand erstellen. Das war nicht nur zeitaufwändig, sondern auch ziemlich fehleranfällig.“ In sogenannten Ablauftafeln wurden die Umläufe und die zugehörigen Fahrzeuge händisch erfasst, wann der Bus mit welchem Fahrer ausfahren soll, wann er wiederkommt und ob ein Fahrer von einem anderen abgelöst wird. Zur Dokumentation musste man sämtliche Ablauflisten archivieren.

Ortung per Hand und Stecker

Die Standortermittlung der Fahrzeuge auf dem Betriebshof erfolgte durch das Steca-Ladesäulensystem, das u.a. der Versorgung mit Druckluft und Strom dient. Kam der Bus auf den Hof, fuhr der Fahrer auf irgendeinen freien Stellplatz seiner Wahl und steckte das Steca-System und den Luftschlauch an den Bus an. In diesem Moment zeigte der PC den Bus an. Wenn also ein Fahrer seinen Bus korrekt an einer Säule angesteckt hatte, kannte der Disponent den genauen Standort. „Das war aber auch eines der Probleme dieses System“, weiß Böse. Falls ein Stecker nicht richtig eingesteckt war oder nicht  funktionierte, erhielt der Disponent auch keine Informationen, ebenso wie an den nicht Steca-versorgten Stellplätzen. Darum schrieben die Mitarbeiter, die nachts die Fahrzeugversorgung durchführten, manuell noch einen Aufstellplan, aus dem hervorging, wo sich die Fahrzeuge tatsächlich befanden.Waren die resultierenden Fehler und der größere Aufwand noch erträglich, ließen sich andere Pläne mit diesen alten Methoden nur schwer umsetzen.
Vor allem wollte sich die HOCHBAHN wirtschaftlich verbessern und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. „Hier war zum Beispiel eine neue Tankstrategie gefragt“, erläutert Böse. Ein anderes, oberstes Strategieziel bestand darin, als  Vorreiter bei der Entwicklung und Erprobung innovativer Antriebstechnologien zukunftsweisende Impulse zu setzen. Die neuen Technologien sollten nicht einfach frei eingesetzt werden, sondern auf ganz bestimmte Umläufe gehen. „Hier stößt der Mensch aber an seine Grenzen. Wenn ich neun oder zehn unterschiedliche Fahrzeugarten habe, die auf bestimmte Umläufe müssen, kann ich nicht extra eine Stunde früher kommen, um zu sehen, wie ich das organisieren kann“, gibt Böse zu bedenken. [...]

Ende 2010 bekam schließlich die Berliner PSI Transcom GmbH den Auftrag zur Lieferung, Installation und Inbetriebnahme ihres Betriebshof-Management-Systems PSItraffic. „Bei dieser Entscheidung spielte sicherlich auch das Geld eine Rolle. Dieses Angebot war einfach wirtschaftlicher“, so Böse. Er betont aber auch die Flexibilität der Berliner, die etwa die freie Wahl des Ortungssystems zusicherten.